Hallo liebe Freunde 🫶🏻
ich hoffe, ihr habt alle einen großartigen Tag! Heute möchte ich ein Thema mit euch teilen, das für viele von euch, die vor Prüfungen stehen oder lernen müssen, von großem Interesse sein könnte: Wie funktioniert eigentlich das Auswendiglernen wirklich?
Ihr wisst sicherlich, dass in der Welt der Bildung und des Lernens viele Theorien und Methoden kursieren. Lerngurus und vermeintliche Experten in den sozialen Medien preisen verschiedene Techniken an, um Informationen zu speichern. Aber ich werde euch heute nicht raten, Unmengen von Karteikarten zu erstellen oder euch mit den neuesten Lern-Apps und Methoden zu bewaffnen. Das sind Sachen die ihr schon 100 mal gehört habt :D.
📚Das Lernsystem
Stattdessen werde ich euch ein System vorstellen, mit dem ihr fast jede Art von Information aufnehmen könnt. Mit diesem System war ich in der Lage, in weniger als einer Woche über 1000 Vokabeln und Fachbegriffe auswendig zu lernen. Das Beste daran ist, dass ihr dieses System auf jedes Fachgebiet anwenden könnt, sei es Fremdsprachen, Medizin oder etwas völlig anderes.
Doch ich bin auch ein Realist, und ich weiß, dass die meisten von uns nicht immer die Zeit haben, sich monatelang auf eine Prüfung vorzubereiten. Manchmal stapeln sich die Prüfungen, der Nebenjob beansprucht mehr Zeit als erwartet, oder wir haben einfach keine Lust. Und das ist völlig in Ordnung. Schließlich geht es im Studium auch darum, das Leben zu genießen, und manchmal brauchen wir Last-Minute-Lösungen.
Standard Active Reclam und Spaced Repetition hilft hier nicht!❌
Jetzt könnte man denken, dass die bekannten Lernmethoden wie Active Recall und Spaced Repetition, die von vielen YouTubern gepriesen werden, in solchen Situationen helfen würden. Aber hier ist der Haken: Diese Methoden basieren darauf, dass man über einen längeren Zeitraum Informationen aktiv wiederholt, entgegen der Vergessenskurve. Aber was, wenn wir keinen längeren Zeitraum haben?
Auch das reine Lesen und Selbstabfragen, das oft als "Cover-Copy-Check" bezeichnet wird, hilft in solchen Fällen nicht wirklich. Es mag bei kleineren Informationsmengen funktionieren, aber wenn es um tausende von Begriffen geht, stößt diese Methode schnell an ihre Grenzen.
Wie das Lernen im Gehirn entsteht 🧠
Um dem entgegenzuwirken, müssen wir zunächst verstehen, wie das Lernen im Gehirn funktioniert. Dieser Prozess kann grob in drei Hauptschritte unterteilt werden, die logisch aufeinander aufbauen. Wenn wir diese Schritte verstehen, können wir Jahrzehnte voller Lernprobleme vermeiden.
Schritt 1: Kodierung (Enkodierung)
Um neue Informationen aufzunehmen, muss unser Gehirn diese Informationen zunächst "kodieren", also in eine Form umwandeln, die im Gehirn gespeichert werden kann. Damit meine ich nicht das komplizierte Kommunikationsschema, das wir alle in der Schule gelernt haben. Vielmehr geht es darum, wie wir Informationen in verschiedenen Formen speichern:
Visuelle Kodierung: Informationen in Form von Bildern und visuellen Eindrücken speichern.
Akustische Kodierung: Gehörte Wörter und Klänge im Gedächtnis behalten.
Semantische Kodierung: Bedeutung und Kontext von Informationen verstehen und einordnen.
Taktile Kodierung: Berührungs- und Gefühlswahrnehmungen verarbeiten.
Verschiedene Faktoren beeinflussen die Kodierung, darunter Aufmerksamkeit, Interesse, Wiederholung und Organisation. Je besser wir diese Faktoren nutzen, desto effektiver können wir Informationen kodieren.
Schritt 2: Speicherung
Nachdem Informationen kodiert wurden, müssen sie im Gedächtnis gespeichert werden. Unser Gedächtnis verfügt über verschiedene Speichersysteme:
Sensorisches Gedächtnis: Sehr kurzfristige Speicherung sensorischer Eindrücke.
Kurzzeitgedächtnis (KZG): Begrenzte Kapazität und Dauer (Sekunden bis Minuten).
Langzeitgedächtnis (LZG): Potenziell unbegrenzte Kapazität und Dauer.
Um Informationen im Langzeitgedächtnis zu speichern, erfolgt eine Konsolidierung und synaptische Veränderungen, die als Langzeitpotenzierung (LTP) bekannt sind.
Schritt 3: Abruf
Der letzte Schritt ist der Abruf der gespeicherten Informationen. Dabei gibt es verschiedene Arten des Abrufs:
Wiedererkennung: Erkennen von Informationen aus einer Gruppe von Optionen (z.B., Multiple-Choice-Tests).
Reproduktion: Aktives Erinnern und Wiedergeben von Informationen (z.B., offene Fragen).
Verschiedene Faktoren, wie kontextabhängiges Gedächtnis, zustandsabhängiges Gedächtnis und Vergessen, können den Abruf beeinflussen.
3 Schritte beeinflussen 🎯
Jetzt, da wir die drei Hauptpunkte betrachtet haben, stellt sich die Frage, wo die meisten von uns Schwierigkeiten haben. Meistens ist es nicht nur ein Punkt, sondern eine Kombination von allen dreien. Hier kommt eine Technik namens "Elaborative Rehearsal" ins Spiel.
Diese Technik beinhaltet das tiefe Verarbeiten, Verknüpfen und Priorisieren von bereits vorhandenen Informationen und neuen Inhalten. Und genau das führt uns zu meiner geheimen Methode, um große Mengen an Wissen aufzunehmen.
Das allererste, was ihr benötigt, ist KEINE Zusammenfassung des Stoffes. Das wäre Zeitverschwendung. Wir wollen direkt zur Kodierung übergehen. Also gehen wir zur
Phase 1: Intensive Kodierung (1-2 Tage)
Hierfür nehmt ihr euch 2 Tage Zeit:
Beginnt mit Pretesting und Priming. Das bedeutet, dass ihr alles, was ihr bereits über den Stoff wisst, kurz wiederholt. Dadurch schafft ihr eine Relevanzdynamik im Gehirn, die signalisiert, dass es wichtig ist, diese Informationen zu behalten.
Visualisiert den Stoff, indem ihr Verbindungen zwischen den Konzepten herstellt. Erstellt eine Art mentale Karte, die ihr im Gedächtnis abspeichern könnt. Versteht nicht nur, was ihr noch nicht wisst, sondern auch, wenn ihr Parallelen zu bereits bekannten Informationen erkennt.
Diese mentale Karte ist der Schlüssel zu diesem Schritt. Ohne sie werdet ihr es schwer haben!
Führt eine semantische Kodierung durch, indem ihr den Stoff durchlest und die Hauptkonzepte in eigenen Worten erklärt. Ihr versucht, so viele Sinne wie möglich anzusprechen, da Studien zeigen, dass unser Gehirn Informationen am besten aufnimmt, wenn wir sie mit vielen Ankerpunkten verknüpfen.
Wenn ihr wirklich ambitioniert seid, könnt ihr eure semantische Kodierung mit einem Diktiergerät aufnehmen und sie beim Spazierengehen oder Kochen anhören, um auch die auditive Kodierung einzubeziehen.
Der Schlüssel hierbei ist nicht das bloße Auswendiglernen, sondern das Verständnis der Zusammenhänge zwischen den Informationen.
Phase 2: Speicherung (2 Tage)
Nutzt Chunking, um große Informationsmengen in kleinere Einheiten aufzuteilen. Lest diese Einheiten immer wieder durch und gebt euch pro Chunk 5 Minuten Zeit. Nehmen wir an, ein Chunk entspricht 20 Vokabeln. Jetzt übertragt ihr diese Informationen ins Langzeitgedächtnis, indem ihr euch selbst Prüfungsfragen für die Chunks stellt. Das ist der Schlüssel, denn ihr stellt euch die Fragen, die euch am meisten herausfordern würden.
Schreibt die Fragen nicht auf; das wäre Zeitverschwendung. Denkt sie euch und notiert nur die Antworten.
Gebt euch wieder 5-10 Minuten Zeit pro Chunk und geht dann zum nächsten über.
Wenn ihr diesen Prozess konsequent durchführt, werdet ihr bereits in etwa einer Stunde 100 Vokabeln gespeichert haben. In 10 Stunden könnt ihr so 1000 Begriffe bewältigen. Dieses Vorgehen basiert übrigens auf der wissenschaftlich belegten Methode des "interleaved practice".
Denkt daran, ausreichend Schlaf zu bekommen, um das Gelernte zu festigen.
Aber selbst dann seid ihr noch nicht am Ziel. Ihr habt die Informationen aufgenommen und gespeichert, aber könnt sie immer noch nicht abrufen. Dafür benötigt ihr die
Phase 3: Abruf (1 Tag vor der Prüfung)
Bei der Wiedererkennung übt ihr mit Altklausuren, Multiple-Choice-Tests oder anderen Erkennungsformaten. Es gibt Websites und Software dafür, wie z.B. Medizin Amboss, Studydrive oder Uniturm.
Je nach Prüfungsformat könnt ihr euch auch mit der Reproduktion beschäftigen. Simuliert Prüfungssituationen, indem ihr freie Antworten schreibt oder den Stoff jemandem erklärt. Die Feynman-Technik kann hier ebenfalls hilfreich sein.
Wenn ihr diesen Ablauf genau befolgt, kann nichts schiefgehen, denn er ist neurologisch fundiert.
Also kein Hokuspokus. Btw: Lerntypen sind ein Mythos, ohne wissenschaftliche Grundlage. Der Schlüssel liegt darin, so viele Sinne wie möglich anzusprechen, während ihr dem natürlichen Prozess der Informationskodierung folgt.
Es gibt jedoch eine Sache, die keine Lernmethode der Welt ersetzen kann: die eigentliche Arbeit des Lernens. Am Ende des Tages müssen die Informationen in euer Gehirn übertragen, gespeichert und abgerufen werden. Jeder, der etwas anderes behauptet, versucht vielleicht, euch einen teuren Kurs anzudrehen und euch abzocken.
Ich hoffe, dieses Video hat euch gefallen und ihr wisst jetzt, wie ihr euch effektiv auf eure nächste Prüfung vorbereiten könnt, auch wenn ihr wenig Zeit habt, und dennoch gute Ergebnisse erzielen wollt.
Was euch erwartet 😊
Freunde ich mache es nicht länger spannend! Das Projekt an dem ich die ganze Zeit arbeite, hat mit genau diesem Thema zu tun: LERNEN. Es kommt da ganz ganz viel auf euch zu bleibt also gespannt! Es wird so viel heftige Funktionen für euch geben. Ich bin extrem hyped und wenn ihr regelmäßig lernen müsst, dann könnt ihr das auch sein!
Was ging die Woche 🫶🏻
Ich habe vor 3 Tagen einen WhatsApp Community Channel eröffnet 🫶🏻 ihr könnt hier ganz einfach entspannt beitreten und dann bekommt ihr jeden Tag von mir mini Tipps und Inhalte aus meinem Leben.
https://whatsapp.com/channel/0029VaErBzT2P59eyYES5X2l
Außerdem kam ein neuer Podcast online mit Steuerfabi :) echt super gute Insights!
Freunde wir hören uns wieder nächste Woche :) ich wünsche euch produktive Herbsttage!
Euer Henry