Wie du dein Gehirn zum Lernen zwingst (auch wenn du keine lust hast)
Unsere Handysucht ist nicht das Problem
Liebe Freunde,
Schreibe euch aus Istanbul :) bin hier für eine Woche, einfach mal um Urlaub zu machen und das Essen hier zu genießen. Wenn ich hiernach nicht zugenommen habe weiß ich auch nicht 😂.
Vorbereitungen auf meine TedX Speech werden auch intensiver. Wirklich ein großer Schritt für mich, auf internationaler Bühne über Wissenschaft zu sprechen. Insane.
Whatever, der Alltag geht weiter und ich weiß ihr wollt mehr Hacks und Tricks die ich anwende, deswegen habe ich euch hier mal ein paar Gedanken und eine kleine Story niedergeschrieben, die ein großes Problem von uns allen löst. Handysucht und Lernen/Arbeiten.
16:30 Uhr. Ich komme komplett erschöpft von der Uni nach Hause. Eigentlich müsste ich jede Sekunde nutzen, um für die kommende Klausur zu lernen. Aber keine Chance. Das Einzige, was hilft, ist Essen, Handy und irgendwann vor Überforderung ins Bett fallen.
Das war ich vor nicht allzu langer Zeit.
Doch bringen wir etwas Licht ins Dunkle und ziehen den Vorhang beiseite für die einfachste Methode, mit der du dein Gehirn zum Lernen bringst – selbst dann, wenn du eigentlich gar keine Lust hast. Und nein, das ist nicht der Standard-Kram, den du schon kennst. Das hier hat dir bisher noch niemand erzählt.
Wovon ich spreche, ist die 3-Stufen-Methode.
Ich habe diese Methode verwendet, um neben meinem Medizinstudium zwei Unternehmen aufzubauen und in ganz Deutschland auf den größten Bühnen über Neuroscience zu sprechen. Besonders an den Tagen, an denen ich müde und ausgelaugt war, hat sie mich gerettet. Und glaub mir – das war oft der Fall.
Diese Methode ist vermutlich das Nützlichste, das ich täglich anwende. Jeder, egal in welcher Lebenslage, kann sie nutzen und ganz einfach in den eigenen Tag integrieren.
Ich zeige dir gleich Schritt für Schritt, wie das Gehirn lernt und wie das Ganze auch mit so einer geisteskranken Menge an Vorlesungsfolien funktioniert.
Aber zuerst müssen wir verstehen, warum wir überhaupt keine Lust zum Lernen haben. Sobald du das verstanden hast, wird das 3-Stufen-System viel mehr Sinn ergeben.
Wie dein Gehirn entscheidet, ob es lernen will
Es gibt einen Grund, warum es uns nicht überfordert, wenn wir ein einzelnes Glas in die Spülmaschine stellen – aber schon der Gedanke daran, die ganze Wohnung aufzuräumen, lässt uns stöhnen.
Dabei ist das Einräumen eines Glases tatsächlich der erste Schritt zu einer komplett sauberen Küche.
Unser Gehirn macht nämlich Folgendes: Es schätzt ständig ab, wie anstrengend und energieaufwendig eine Aufgabe ist. Da das Gehirn rund 20 % unserer Ruheenergie verbraucht, obwohl es nur einen kleinen Teil unseres Körpergewichts ausmacht, spart es Energie, wo es nur kann.
Beim Lernen gehört das Sortieren von Informationen zu den Aufgaben, die für unser Gehirn am anstrengendsten sind. Ohne dieses Sortieren können wir keine klaren Gedanken fassen und kein verlässliches Wissen aufbauen.
Stell dir dazu einen Kleiderschrank mit mehreren Schubladen vor:
Jedes neue Kleidungsstück steht symbolisch für eine Information, die du aufnehmen willst.
Die Schubladen im Schrank sind die Kategorien oder „Fächer“, in denen du das Gelernte ablegst.
Sobald du etwas Neues lernst, nimmst du dir sozusagen ein Kleidungsstück in die Hand, schaust es dir an, vergleichst es mit dem, was du schon hast, und fragst dich: „Welche Schublade passt dazu?“ Dieser Denkprozess kostet Energie – und genau das spüren wir als geistige Anstrengung.
Doch was passiert, wenn du keinen Schrank hast oder die Schubladen nicht vorbereitet sind? Dein Gehirn weiß nicht, wo es die Informationen ablegen soll. Plötzlich wird das Lernen zu einem riesigen Chaos-Projekt.
Diese mentale Überforderung ist der Grund, warum wir oft erst gar nicht anfangen.
Jetzt, da du verstehst, woher dieses Gefühl kommt, gehen wir weiter und klären die fünf Hauptgründe, warum dein Gehirn beim Lernen so viel Energie verbraucht.
Die fünf Gründe, warum Lernen so anstrengend ist
Informationen aufnehmen
Lesen, Zuhören oder Anschauen und Verstehen, was du gerade konsumierst.Vergleichen mit bestehendem Wissen
Prüfen, wie die neuen Infos zu dem passen, was du bereits weißt.Organisieren und ablegen
Entscheiden, wo genau dieses neue Wissen abgespeichert wird, basierend darauf, wie ähnlich oder verwandt es mit deinem bestehenden Wissen ist.Wiederholen und festigen
Das Gelernte erneut durchgehen, mit Beispielen üben oder abfragen, damit die Inhalte besser im Gedächtnis verankert und leichter abrufbar werden.Konzentration aufrechterhalten
Ein Großteil deiner mentalen Energie fließt in das Unterdrücken von Ablenkungen, um fokussiert zu bleiben. Je länger du dich konzentrierst, desto anstrengender wird es, nicht abzuschweifen.
Wenn du jetzt versuchst, alle fünf Dinge gleichzeitig zu machen, fühlst du dich schnell überfordert – und das hält dich vom Lernen ab.
Jetzt hast du das Grundwissen, das du brauchst, um das 3-Stufen-System anzuwenden.
Die 3-Stufen-Methode
Stell dir einen normalen Montag vor: Du kommst von der Uni, bist völlig am Ende und möchtest die Vorlesungsfolien für deine nächste Prüfung durchgehen. Kaum hast du das PDF geöffnet, denkst du: „Puh, das sind echt viele Folien. Das wird bestimmt anstrengend, und ich habe jetzt schon überhaupt keinen Bock.“
Genau hier setzt die 3-Stufen-Methode an.
Der Grundgedanke: Statt alles auf einmal schaffen zu wollen, zerlegst du die Aufgabe in drei exakt messbare Schritte. Jede Stufe bedeutet dabei geringeren Aufwand, als würdest du dich direkt ins volle Programm stürzen.
Stufe 1: Überblick verschaffen
Zuerst überfliegst du die Folien und suchst gezielt nach Punkten, die du sofort verstehst und leicht in dein bestehendes Wissen einordnen kannst. Markiere diese Stellen, aber ignoriere erstmal den Rest.
Am Ende dieser ersten Stufe bleibt zwar ein großer Teil der Folien unberührt, aber du hast bereits ein Grundgerüst, auf das du später aufbauen kannst.
Stufe 2: Vertiefen
Jetzt gehst du gezielt die Inhalte durch, die du in Stufe 1 markiert hast. Hier fängst du an, die Zusammenhänge klarer zu verstehen.
Stufe 3: Verfeinern
In der letzten Runde schließt du gezielt die verbleibenden Lücken. Falls noch Unsicherheiten bestehen, kannst du jetzt tiefer in einzelne Themen eintauchen.
Diese drei Stufen sorgen dafür, dass dein Gehirn sich nicht überfordert fühlt. Du trickst dein eigenes Energiesystem aus, indem du es schrittweise an die Aufgabe gewöhnst.
Warum funktioniert das so gut?
Das Geheimnis liegt darin, dass jede Stufe ungefähr den gleichen Energieaufwand erfordert.
Lernen in Energiewellen: Immer wenn du prokrastinierst, liegt es daran, dass eine Aufgabe zu viel Energie kostet.
Mentale Anstrengung reduzieren: Durch die drei Stufen verteilt sich die kognitive Last.
Effektives Abspeichern: Dein Gehirn bekommt genug Zeit, um neue Informationen sinnvoll zu integrieren.
Das funktioniert übrigens nicht nur fürs Lernen – auch für Hausarbeiten, Projekte oder große Aufgaben im Job.
Wünsche euch eine schöne Woche 🫶🏻
Henry